Kräutergärten, Milchkühe
und der Buschenschank (Teil 2)
Bauernhöfe südlich vom Brenner bieten Ferientage im Schoß der Natur
Alle diejenigen Touristen, die bei ihrer Urlaubsreise ins Ausland echt und wahrhaftig Land und Leute erleben wollen, haben dafür in einem Quartier auf dem Bauernhof beste Chancen. Diese Erfahrung kann der Besucher vor allem in Südtirol machen, wenn er sich mit der Tourismus Organisation „Roter Hahn“ ein Quartier sucht. Sie präsentiert die ganze Breite und Vielfalt von Bauernhöfen, die ein authentisches Südtirol garantieren, angefangen am Frühstückstisch mit selbst gebackenen Brötchen und Brot, selbst hergestelltem Joghurt und Quark, Früchten aus dem Garten und Wurst vom Schlachter bis hin zum Abendbrottisch im Kreis der Bauernfamilie bei einem Glas Wein.
Alltagssprache ist deutsch
Wie viele Bauernhöfe in Südtirol ist auch der Frötscherhof bei Brixen historisch tief verwurzelt. Seine ältesten Dokumente reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Diese lange Tradition erklärt auch, dass hier im ländlichen Raum nahezu überall im Alltag nur deutsch gesprochen wird - ungeachtet der mittlerweile einhundert Jahre währenden Zugehörigkeit zu Italien mit seinem Sprachraum. So hat die italienische Sprache nur mühsam einen Teil der Stadt-Kultur in Bozen oder in Meran erobern können.
Doch zur Freunde der meisten wird hier neben italienisch eigentlich überall deutsch verstanden und gesprochen - so auch auf dem Frötscherhof. Die hier lebende Bauern-Familie Anna und Sepp Jocher empfängt schon seit 15 Jahren Feriengäste.
Stallzeit ist sechs Uhr in der Frühe
Der Frötscher-Hof umfasst insgesamt 13 Hektar Grünland und zwei Hektar werden mit Getreide, vor allem mit Roggen angebaut. Die vier Ferienwohnungen am Bauernhof sind mit Möbeln aus edlem Zirbenholz eingerichtet. Das Holz hat Sepp zusammen mit Nachbarn aus dem Dorf selbst geschlagen und mit einem Zimmerer und Möbeltischler im Haus und in den Möbeln verbaut. Ihre Regio-Körner liefern sie in die Mühle und die Milch von ihren 18 Kühen in die Molkerei jeweils in Meran. Die Körner für Brötchen und Dinkel-Brot wachsen auf dem nahen Feld, Milch und Joghurt kommen auf dem Stall um die Ecke.
„Der Joghurt ist bei unseren Gästen der Renner“, sagt stolz Anna Jocher, die wöchentlich bis zu 20 Liter davon für ihre Urlauber herstellt und auch im Hofladen verkauft. Manche Gäste, die es gut vertragen können, trinken auch die von Ehemann Sepp frisch gemolkene unbehandelte Milch ihrer Kühe. Im Bild links: Rosmarie und Sepp Jocher
Übrigens ist sechs Uhr in der Frühe Stallzeit für die Kühe, Kälber und Ziegen. Kleine und große Gäste dürfen dem Bauern Sepp dabei helfen.
Sauna-Hütte am Bauernhof
Die 20 frei laufenden Hühner legen die Eier für den Frühstückstisch. Den kann sich jeder Urlauber mit einem Frühstücks-Korb in seinem Quartier selbst decken. Bäuerin Anna sorgt auch dafür, dass die Früchte aus dem Hofgarten wie Himbeeren, Brombeeren und Zwetschgen in sieben Sorten Sirup und neun Sorten Marmelade verarbeitet werden, von denen sich die Gäste selbst bedienen können.
Das jüngste Projekt steht seit einem Jahr auf der Wiese hinter ihrem Bauernhaus. Hier errichteten sie eine Sauna-Hütte und legten daneben einen Badeteich an. Soviel kreatives, charmantes und selbstbewusstes Auftreten blieb nicht verborgen und Anna wurde im Jahr 2010 zur Bäuerin des Jahres in Südtirol gekürt.
Von dem Frötscherhof eröffnet sich ein überwältigender Ausblick hinunter ins Eisacktal und auf die Dolomiten mit dem Schlern und der Sella Gruppe. Aber das ist wohl nicht der einzige Grund, warum viele Gäste ihr Quartier mit keinem Hotel-Bett tauschen wollen und die Ferienwohnungen der Bauernfamilie meist ausgebucht sind.
Alle Möbel aus Zirbel-Kiefer
Der Oberpalwitterhof liegt direkt im Eisacktal. Umgeben von Wald und Wiesen, befindet er sich auf einer Höhe von 860 Metern. Von dem rund um das Haus gebauten breiten Sonnen-Balkon eröffnet sich ein imposanter Blick auf die Bergwelt der Dolomiten. Die Bauernfamilie Lageder betreibt Viehwirtschaft mit 17 Ochsen. An Tieren hat der Hof noch Katzen, Hühner, einen Ziegenbock und jede Menge Hasen in der freien Wildbahn zu bieten. Auch das Holz aller ihrer Möbel liefert ihr zwei Hektar großer Wald, in dem Zirbelkiefern stehen.
Grüne Suppe, grüner Kloß
Doch für das Aushängeschild des Hofes ist Bäuerin Christine zuständig. Sie hat einen ausgedehnten Bio-Kräutergarten angelegt, den sie seit vielen Jahren mit viel Hingabe bewirtschaftet. Ihre Urlauber, darunter viele Stammgäste, werden zunächst mit einem grünen Marmorkuchen begrüßt, bei dem der Kenner solche Zutaten wie Brennesseln, Giersche, auch Minze und Melisse heraus schmecken kann.
Christine (Christine Lageder links im Bild) veranstaltet auch so genannte grüne Abende. „Besonders gern essen meine Gäste die grüne Suppe und den grünen Kloß“, erzählt Christine. Sie gibt ihr Wissen auch an die Urlauber weiter und macht dazu ausgiebige Führungen über ihr Kräuterfeld. Die Kräuter werden von ihr getrocknet und im Hofladen verkauft. Außerdem bastelt sie mit den Gästen Lavendel-Säckchen und gemeinsam wird Kräuterbrot gebacken. Und wer möchte, kann die Ochsenherde vom Hof auf der Alm besuchen. Bereits 1980 hat ihr Bauernhof eine strenge biologische und ökologische Bewirtschaftung eingeführt (Bio-Fleisch) und damit auf den richtigen Trend gesetzt - die Urlauber schätzen das hoch ein.
Buschenschank mit Spezialitäten
Der Oberparteggerhof auf 600 Meter Höhe über dem Eisacktal gelegen, macht im Frühjahr noch einen recht geruhsamen Eindruck. Die Haupt-Saison ist im Herbst die „Törggelezeit“, die Monate mit jungem Wein und der traditionellen Bauernküche. Hier auf dem Hof betreibt die Familie Rosmarie und Sepp Kainzwaldner einen Buschenschank. „Insgesamt 41 der bäuerliche Schankbetriebe sind bei uns organisiert“, sagt Valentina Thurner vom „Roten Hahn“. „Wir garantieren mit unserem Gütezeichen allen Gästen, dass sich auf der Karte weder Pommes noch Pizza verirrt, sondern nur das Hausgemachte.“ Urlauber wie auch viele Einheimische kommen dann zum Oberparteggerhof auf den Sonnenberg von dem Dörfchen Villanders, um die Spezialitäten direkt beim Produzenten auf dem Bauernhof zu genießen.
Bauernspeck reift im Keller
Der Bauer Sepp macht mit mir wie auch mit allen interessierten Urlaubern eine kleine Hofführung. Sie beginnt im geräumigen Kellergeschoss. In einem der Räume hängen die Bauchdecken und der Schlegel (Schinken) von Schweinen sowie Würste. In dem Kellerraum herrscht eine Luftfeuchtigkeit von etwa 80 Prozent, die für das Reifen notwendig ist.
Hier entsteht der echte Südtiroler Bauernspeck, der nach drei Monaten gesäubert, mit Salz, Pfeffer und Wacholder gewürzt wird und nach weiteren sechs Monaten Lagerung so heiß begehrt ist (im Bild links: Sepp Kainzwaldner im Speck-Keller).
Ein paar hundert Meter vom Hof entfernt tummeln sich in einem weitläufigen Gehege am Berghang knapp zwei Dutzend Schweine. Sie sind recht munter unterwegs. Warum sie auf dieser Distanz zur Buschenschenke gehalten werden, kann man riechen.
Rosmarie Kainzwaldner ist eine begnadete Köchin und serviert ihren Gästen jede menge Spezialitäten. Dazu gehört eine Graupensuppe. „Viele Stammgäste auch aus Deutschland bestellen diese Suppe auch bei großer Hitze im Sommer - und sind immer wieder sehr begeistert“, sagt Bäuerin Rosmarie. Ich bin es auch. Dazu wird Weißwein vom eigenen Weinberg ausgeschenkt, selbst gebackenes Brot, die Schlutzkrapfen mit Spinat oder die Kartoffelblattler aufgetragen. Doch der unbeschreibliche Höhepunkt jeder Mahlzeit ist der hauchdünn geschnittene Tiroler Speck, der auf dem Berghang heranwuchs und im Keller des Hofes reifte. www.beimpartegger.com
Vielfalt im Obsthof
In dem kleinen Dörfchen Schenna bei Meran liegt einer der traditionsreichsten Obst- und Weinbauernhöfe von Südtirol. Der Oberhaslerhof ist bereits im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt und seit Ende des 16. Jahrhundert in 18. Generation in Familienbesitz. Und seit 15 Jahren werden auf dem Hof die Urlauber empfangen. Der Obst- und Weinhof lässt keine Wünsche offen. Die Bewohner der drei Ferienwohnungen verkosten entsprechend der Jahreszeit die verschiedensten Beeren-Früchte sowie Kirschen, Nektarinen, Trauben, Kiwi und Kaki.
Der Oberhaslerhof
Propaganda für Kräuter
Die Bäuerin Priska Weger hat auf dem historischen Gelände des Bauernhofes einen ausgedehnten Bauerngarten angelegt, der viele Besucher und Gartenfreunde anzieht. Vor allem die Gemüse-Raritäten wie Pastinake, Erdmandeln, Gemüsemalve sowie die etwa 100 verschiedenen angepflanzten Kräuter wecken die Neugier.
„Viele unserer Gäste, aber auch Besuchergruppen aus der Region sind an natürlichen Produkten ganz stark interessiert“, erzählt Priska. „Etliche der Gewürzmischungen habe ich von meiner Mutter übernommen.“ Dazu gehört die Gemüse-Paste. Diese Gewürzmischung enthält Liebstöckl, Petersilie, Winterheckenzwiebel, junge Möhre mit Grün, ein Blatt Salbei, Rosmarin und Lorbeerblätter. Dazu kommt noch eine Portion Gemüsesalz im Verhältnis: 2/3 Gemüsemischung, 1/3 Salz.
Bitter macht fitter
„Wenn unsere Urlauber bei uns ankommen, dann sollen sie sich wie zu Hause fühlen. Zuerst Koffer abstellen in ihrer Ferien-Wohnung. Und dann wird in unserer Küche erst einmal eine Brettl-Jause serviert. Eine Marende, die besteht aus Speck, Käse, Brot und Wein“.
Bergwelt vor der Gartentür
Natürlich ist Priska auch das wandelnde Buch der Heilkräuter. Besonders sind die Kräuter für die Verdauung gefragt. Ihr ultimativer Tipp: Mehr Bitterstoffe zu sich nehmen z.B. durch ihren selbst gemachten Wermutwein. „Bitter macht fitter“ lautet der Spruch von der Bäuerin und Kräuterexpertin. www.oberhaslerhof.com
Der Design-Hof
Der 450 Jahre alte Apfel- und Weinhof Obergluniger, hoch über dem Tal der Etsch gelegen, gilt als Designhof der Region - und das völlig zu Recht. Die alten originalen Steinmauern wurden freigelegt, mit Lehmputz und Spachtelmasse versehen.
So gelang es, die alte Bausubstanz in die neue Innenarchitektur einzubeziegen. Eine Bau-Biologie gibt den Ton an. Die mit Lehm und Stroh gearbeiteten Wände schaffen ein besonders angenehmes Raum-Klima. Die Möbel der vier Ferienwohnungen sind allesamt aus Lärchenholz gefertigt. Extra angefertigte Stühle und Designer-Lampen vervollständigen das stilvolle Ambiente. Im Bild links der Designer-Hof
Wir haben die Chemie verbannt
Die Bäuerin Marlene Platter verweist stolz darauf, dass alles im Hof ökologisch miteinander im Einklang steht.
Das beginnt bei ihrem Obst und dem Wein aus ökologischem Anbau, reicht weiter zu Natur-Möbeln aus Lärchenholz und geht bis zu unzähligen Details wie Türgriffe, vom Schlosser gefertigt oder eingesetzte Lodenstoffe für die Gardinen.
„Wir haben die Chemie aus dem Haus verbannt und unsere Gäste honorieren das, wenn sie für ihre Quartiere etwas mehr bezahlen“, befindet Marlene Platter. In dem geschmackvoll und einfach, gediegen und solide eingerichteten Haus ergänzt sich Altes mit Neuem – und das sieht sogar noch schick aus wie in einem Designer-Haus. www.oberglunigerhof.it
Teil 2:
Text und Fotos: Ronald Keusch, Juni 2015
Aktuelle Literaturquelle: MERIAN momente; „Südtirol“ ; München 1. Auflage 2015
Anmerkung: Klicken Sie zur Vergrößerung aller Fotos im Beitrag auf selbige.
Urlaub bei den Obstbauern (Teil 1)
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