Sie sind hier: Schweiz
Weiter zu: ReiseBerichte
Allgemein:
Inhaltsübersicht
Impressum
Kontakt
Datenschutz
Als Garten des Inn wird das Engadin im Schweizer Kanton Graubünden bezeichnet. Von Zürich kommend, befördern die Rhätischen Bahnen von der Station Landquart den Reisenden bis in die berühmte Landschaft des Oberengadin. Hier liegen zwei so ganz unterschiedliche Orte eng beieinander: das sehr bekannte, mondäne und genussfreudige St. Moritz und das nur zehn Kilometer entfernte weniger bekannte, ländlich-ruhige beschauliche Sils Maria. Exemplarisch für die beiden Urlaubsorte stehen zwei Hotels.
Im Hochtal von Sils Maria
Hotel „Edelweiss“ in Sils Maria
Das Hotel Edelweiss gehört bei seiner Eröffnung im Jahr 1876 zu den allerersten Häusern, die im Oberengadiner Hochtal mitten in dem kleinen Ort Sils Maria Urlauber beherbergen. Auf einer Höhe von 1800 Metern über dem Meeresspiegel zieht die Gäste die Natur und die Ruhe an. Der Ort zwischen dem Silser- und Silvaplaner See gelegen, umgeben von den schneebedeckten Gipfeln der Bernina-Gruppe, kredenzt seit jeher frische gesunde Bergluft.
Feriengast Einsiedler Nietzsche
In jenen Anfangsjahren kam regelmäßig Friedrich Nietzsche hierher ins Oberengadin, „der Einsiedler von Sils Maria“, wie er sich selbst später bezeichnete. Er setzte damit eine Besucher-Tradition der schreibenden Zunft aus dem deutschen Sprachraum in Gang. Denn Nietzsche folgten später Hermann Hesse und Thomas Mann, Karl Kraus, Marcel Proust und Rainer Maria Rilke. Selbst Kurt Tucholsky machte dem Engadin seine Aufwartung, als er den Weltbühnen-Herausgeber und Freund Siegfried Jacobsohn bei seinem Kuraufenthalt besuchte.
Gleich neben dem Hotel Edelweiss mit seiner florentinischen Fassade, das sich über viele Jahrzehnte als Treffpunkt von Philosophen und Schriftsteller empfiehlt, hatte Nietzsche, mit Hilfe von Verehrern im Ort ein bescheidenes Haus erworben. Heute ist hier ein Nietzsche-Museum eingerichtet.
Aber auch das Hotel Edelweiss selbst liefert interessante Rückblicke in die Geschichte. Ein Glanzstück ist der im Original erhaltene Jugendstil-Speisesaal aus der Gründerzeit, der Spuren weiterer Baustile zeigt wie einen neugotischen Stil mit Holz- und Glasmalereien, Tudor-Motive in Holz-Täfelungen oder spätklassizistisch gestaltete Geländer und Spiegel.
Das älteste Quartier des Ortes ist allerdings das Hotel Magma, in dem oft der Romancier Max Frisch logierte. Friedrich Dürrenmatt ebenso wie Max Frisch gehörten zu den Stammgästen in Sils Maria. Ihre tiefe Zuneigung zur Region des Oberengadin hinderte beide nicht daran, zu den schärfsten Kritikern des gesellschaftlichen Klimas in der Schweiz zu gehören.
Konservativ und bewährt
Die Doppelzimmer und Suiten im Hotel Edelweiss sind im Engadiner Arvenholz-Stil eingerichtet. Das Holz der Zirbelkiefer, darauf schwören viele Stammgäste, soll ein angenehmes Raumklima verbreiten, die Herzfrequenz senken und für erholsamen Schlaf sorgen.
Das Hotel hat sich insgesamt einem althergebrachten Stil verschrieben, der von dem überwiegenden Stamm-Publikum erwartet und honoriert wird. So steht ganz selbstverständlich neben jeder Hotelzimmertür eine Ablage für Wander- oder Skischuhe. Die Zimmertür wird ganz konventionell mit einem Schlüssel aufgeschlossen, an dem ein schon geformtes kleines glattes Holzstück hängt. Und der Safe im Zimmer besitzt einen normalen Safe-Schlüssel, der Gast muss keine Benutzungsanleitung studieren, die in den Hotels oft unterschiedlich ausfällt. Der Safe-Schlüssel kann einfach an den Zimmerschlüssel angehängt werden. So unkompliziert geht auch heute noch Hotelbetrieb.
Autofrei im Hochtal
Die Gäste von Sils Maria sind, wie es scheint, wenig beeindruckt von den großen Namen. Sie genießen all das, was die Prominenten schon vor 150 Jahren hierher führte: Die unendliche Ruhe und die authentische Lebenskultur der Bauern im autofreien Fextal.
Sie nutzen die vielen ebenen Wanderwege um die Seen und lassen sich mit dem Motorboot „Segl-Maria“, das vier Mal täglich auf Tour ist, über die Silverplaner See bis zu dem Ort am Pass Majola schippen. Außerdem warten fast 600 Kilometer Wanderwege und Bergbahnen, die auf die Höhe der Dreitausender führen und einen herrlichen Ausblick auf die Oberengadiner Seenlandschaft und die Gipfel der Bernina-Gruppe erlauben.
Bildunterschriften: Im Fextal | Berge der Bernina-Gruppe | Blick auf den Silser See
Gediegene und feine Quartiere
Die Touristen in Sils Maria passen sich schnell dem geruhsamen Tempo des Ortes an. Selbst eine vor einem Hotel startende Biker-Gruppe scheint sich die Ruhe verordnet zu haben. Die Mischung der Touristen vor Ort wird auch davon bestimmt, dass hier eine Jugendherberge und Pensionen mit einer Gemeinschaftsdusche auf dem Gang ihre Gäste empfangen.
Exklusives Flair und weltmännische Nobelhotels sind hier vor den Toren von St. Moritz nicht zu finden. Dafür aber auch gediegene und feine Quartiere mit Tradition. Und wer vermutet, dass hier schon am frühen Abend die Bürgersteige hochgeklappt werden, der irrt. Zur Hochsaison im Sommer wie Winter finden nahezu täglich kleine Konzerte und literarische Abende statt. Auch das Hotel Edelweiss ist mit von der Partie. Im großen Jugendstil-Saal des Hotels wird zwei Mal pro Woche Klassik und Jazz gegeben.
Kleiner Dorfplatz
Text und Fotos: Ronald Keusch, Juli 2015
Anmerkung: Klicken Sie zur Vergrößerung einiger Fotos im Beitrag auf selbige.
Teil 1
Seitenanfang
Teil 2
Seitenanfang
Gehe zu: Mit Schweizer Bahnen unterwegs: Teil 2 Das Engadin - Tor in den Süden | Teil 2