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Hürdenlauf zum Visum
Dass der deutsche Tourist nicht nach Barcelona oder Amsterdam reist, wird ihm bereits richtig deutlich, wenn er sich um sein Visum nach Russland kümmern muss oder Reiseveranstalter für beachtliche Gebühren beauftragt.
Zuallermeist verwöhnt durch das Reisen innerhalb der EU-Länder in Europa kann es recht kompliziert werden, alle Papiere und Informationen zur Erteilung eines Visum zu besorgen. Beispielsweise ist eine Auslandskrankenversicherung vorzulegen und der Nachweis, ein regelmäßiges Einkommen in Deutschland zu besitzen. (Da reicht übrigens der deutsche Rentenausweis.) Wer weiß von den darüber verblüfften deutschen Touristen, dass bei deutschen Stellen dieser Nachweis bei der Erteilung des Visums für Russen seit langem eingeführt und selbstverständlich ist.
Vielfalt an Fernsehkanälen
Sind diese bürokratischen Hindernisse erfolgreich überwunden, wartet auf den Russland-Reisenden eine weitere Überraschung. Wenn er in die Aeroflot-Maschine in Berlin Schönefeld einsteigt, kann er sich u.a. kostenlos die „The Moscow Times“ oder auf dem Flughafen Scheremetjewo in Moskau die „Moskauer Deutsche Zeitung“ in die Hand nehmen. Die Ausgabe der Times (2) vom 24. Juni kritisiert auf dem Titel scharf die Überschwemmungen in Moskau nach Regengüssen wegen Mängel der Kanalisation und stellt außerdem in einem vierspaltigen Kommentar fest, dass die Russen nur dem Staat, aber nicht gegenüber Putin loyal sind.
Total gleichgeschaltete russische Medien ohne jegliche Meinungsvielfalt, wie deutsche Zeitungen und Sender ständig beklagen, lesen sich anders. Zumal in den Hotels in Moskau und Susdal der Hotelgast mehr als ein Dutzend US-amerikanische mit CNN und europäische Fernseh-Sender empfangen kann, einschließlich ARD und ZDF und sogar das Fernsehprogramm aus Kiew.
Alltag auf dem Roten Platz
Eine der am meisten besuchten Sehenswürdigkeiten ist der Rote Platz vor den Toren des weitläufigen Geländes der Kreml-Festung. Am südlichen Ende des Rotes Platzes steht auch die berühmte Basilius-Kathedrale, errichtet aus Anlass des Sieges über die Tataren.
Überall Spuren der Geschichte und natürlich haben viele Besucher die Bilder von Aufmärschen und Militärparaden unterschiedlicher Epochen im Kopf. Doch heute im Alltag - und das vermutet nicht jeder ausländische Besucher - ist der Platz zum Anfassen.
Buntes Treiben auf dem Roten Platz
Auf dem Platz ist eine große Bühne aufgebaut, auf der eine Band mit einer Sängerin auftritt und sich im großen Halbkreis die Zuschauer versammelt haben. Nur ein paar Dutzend Meter weiter beginnt eine lange Kette von Verkaufsständen einer Buchmesse, es werden vor allem Kunstbücher gehandelt. Und mittendrin und zwischendurch Familien mit Kinderwagen, Spaziergänger jeden Alters, einzelne fotografierende Pärchen und immer wieder ein Touristen-Pulk, die Normalität einer Großstadt, die mittlerweile offiziell mehr als 12 Millionen Einwohner zählt.
Lenin erwartet meist Touristen
Etwas abseits an der Kreml-Mauer erhebt sich im grauen Stein und gedrungener Form das Mausoleum, in dem der Leichnam der Ikone der Oktoberrevolution Lenin aufgebahrt ist. Noch vor einigen Jahrzehnten standen vor allem Besucher aus allen Teilen der Sowjetunion in langer Schlange davor. „Und wie ist es heute Maria?“ „Ich glaube, die meisten Besucher im Mausoleum sind heute nur noch Touristen.“
Doch die Schatten der Geschichte und der Gegenwart reichen auch auf den Roten Platz. Gleich links und rechts neben dem Mausoleum an der Kreml-Mauer befinden sich die Gräber mit den Kopf-Skulpturen von sowjetischen und russischen Staatslenkern. Unschwer zu erkennen ist darunter eine Stalin-Büste (i. B. links). Und an den großen Zugängen zum Platz drängen sich an aufgestellten Sicherheits-Sperren wie auf Flughäfen die Besucher, um ihr Gepäck und Taschen kontrollieren zu lassen. Der internationale Terrorismus bringt sich in Erinnerung.
Neue Hotels in Moskau
Seit vielen Jahren hat die größte Stadt Europas immer noch zu wenige Hotels für ihre Besucher. Im hochpreisigen Segment sind neue attraktive Häuser an den Start gegangen. Dazu zählt das im Jahr 2013 eröffnete St. Regis Moscow Nikolskaya der Luxushotelmarke Starwoods. Dieses 5-Sterne-Hotel im Herzen von Moskau liegt ganz zentral, direkt am Lubjanka-Platz und nur 10 Gehminuten vom Kreml entfernt.
Von den 210 Zimmer und Suiten im Stile der Belle Epoque bieten einige sogar eine Aussicht auf den Kreml und den Roten Platz. Die exklusive Ladenfront des Hotels, das früher als Residenz des Grafen Orlow-Dawidow diente, war einst das Aushängeschild der berühmten Parfümerie Koeller und zahlreicher exquisiter Chocolatiers. Die Annehmlichkeiten des Hotel-Services schließen auch ein, Swimmingpool und Sauna rund um die Uhr 24-Stunden zu nutzen.
Übrigens gleich um die Ecke befindet sich das am Ende des 19.Jahrhunderts gegründete legendäre 5-Sterne-Hotel „Metropol“. In seinem berühmten Restaurant „Savva“ wird seit kurzem von dem bekannten Chefkoch Andrei Shmakov aus Estland aufgetischt. Er offeriert recht erfolgreich „moderne russische Cuisine“, die die traditonelle russische mit der nordische Küche kombiniert.
Ein weiteres historisches Schmuckstück der Stadt hat den Touristen seine Tore vor drei Jahren geöffnet. Das Petroff Palace Hotel, gebaut im späten 18. Jahrhundert, diente den herrschenden Zaren als Zwischenstation auf dem Weg zum zehn Kilometer entfernten Kreml. Heute haben es die Hotelgäste bequemer. Ganz in der Nähe des Hotels befindet sich die Metro-Station Dinamo. Die Metro, Wagen und Stationen wie aus dem Ei gepellt und fast unanständig sauber, bringen die Fahrgäste schnell undbequem in das Zentrum der Stadt.
Das Petroff Palace ist im romanisch gotischen Stil erbaut. Die rote und weiße Farbgebung der Palastgebäude mit seinen Türmchen ist charakteristisch für eine traditionell russische Bauweise. Lange Zeit diente der Komplex nach wechselhafter Geschichte als Gästehaus der Regierung. Hotel-Manager Nikolai Glodin präsentiert stolz die liebevoll hergerichteten Säle und Räume. Dabei vergisst er nicht zu erwähnen, in welchem Zimmer Katharina die Große bei ihren Besuchen nächtigte und an welchem der großen Fenster einst Napoleon stand und auf das brennende Moskau geschaut haben soll.
(1) Offener Brief von Michail Gorbatschow an die deutschen Medien,
Petersburger Dialog, Moskau März 2008
(2) The Moscow Times, 24.june 2015, page 1,9; www.themoscowtimes.com
Text und Fotos, Teil 1: Ronald Keusch, Juli 2015
Anmerkung: Klicken Sie zur Vergrößerung aller Fotos im Beitrag auf selbige.
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